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blindtests

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blindtests [2015/06/07 23:19] dadof3blindtests [2022/02/06 16:07] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
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-__**ENTWURF, noch in Arbeit**__ 
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-FIXME 
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 ======Blindtests====== ======Blindtests======
  
-Als **Blindtest** bezeichnet man einen menschlichen Hörvergleich, bei dem man versucht, die Wahrnehmungen der Probanden auschließlich auf die akustischen Eindrücke zu reduzieren und alle anderen die Wahrnehmung potenziell beeinflussenden Faktoren auszublenden.+Als **Blindtest** bezeichnet man einen menschlichen Hörvergleich, bei dem man versucht, die Wahrnehmungen der Probanden ausschließlich auf die akustischen Eindrücke zu reduzieren und alle anderen die Wahrnehmung potenziell beeinflussenden Faktoren auszublenden.
  
 =====Warum Hörvergleiche so schwierig sind===== =====Warum Hörvergleiche so schwierig sind=====
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   * **Persönliche Stimmung:** Müdigkeit, Unternehmungslust, Hunger, Durst, Wärme, Zufriedenheit mit dem Tag, Streit mit dem Partner, Wetter, Lufttemperatur, Licht usw. bestimmen maßgeblich, wie wir Klang wahrnehmen.   * **Persönliche Stimmung:** Müdigkeit, Unternehmungslust, Hunger, Durst, Wärme, Zufriedenheit mit dem Tag, Streit mit dem Partner, Wetter, Lufttemperatur, Licht usw. bestimmen maßgeblich, wie wir Klang wahrnehmen.
   * **Erwartungshaltung:** Allein der Anblick eines edlen Verstärkers, eines aufwändig gearbeiteten Kabels, einer vollmundigen Ankündigung des Verkäufers ("So, jetzt hören Sie sich aber mal das hier an!"), das Image einer exklusiven Marke, die Lobhudelei eines gelesenen Testberichts, die Begeisterung eines Bekannten auf einer Party oder auch nur das Wissen um den Preis einer Komponente lassen einen erwarten, etwas besonderes zu hören. Und diese Erwartungshaltung sehen wir in aller Regel bestätigt (siehe [[wpde>Bestätigungsfehler]]), solange kein besonders krasses Missverhältnis auftritt.    * **Erwartungshaltung:** Allein der Anblick eines edlen Verstärkers, eines aufwändig gearbeiteten Kabels, einer vollmundigen Ankündigung des Verkäufers ("So, jetzt hören Sie sich aber mal das hier an!"), das Image einer exklusiven Marke, die Lobhudelei eines gelesenen Testberichts, die Begeisterung eines Bekannten auf einer Party oder auch nur das Wissen um den Preis einer Komponente lassen einen erwarten, etwas besonderes zu hören. Und diese Erwartungshaltung sehen wir in aller Regel bestätigt (siehe [[wpde>Bestätigungsfehler]]), solange kein besonders krasses Missverhältnis auftritt. 
 +  * **Zufall:** Unser Hörempfinden ändert sich auch einfach rein zufällig. "[[wpde>panta rhei]]" - du steigst nicht zwei mal in denselben Fluss. 
  
 ====Akustische Rahmenbedingungen==== ====Akustische Rahmenbedingungen====
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 ====Gleichzeitiges Hören geht nicht==== ====Gleichzeitiges Hören geht nicht====
-Eine weitere große Hürde entspringt der Tatsache, dass man keine zwei Dinge gleichzeitig hören und dennoch unterscheiden kann. Zwei Bilder kann man in etwa gleichzeitig sehen, zwei Temperaturen gleichzeitig fühlen, zwei Oberflächen gleichzeitig ertasten usw. Beim Hören sind wir darauf angewiesen, beide Wiedergaben nacheinander / abwechselnd zu hören. Unser akustisches Gedächtnis ist dabei relativ schwach, den akustischen Sinneseindruck kann man nur für Sekunden vollständig behalten, danach beginnt er zu verblassen; als Hilfsmittel kann man sich nur bestimmte Teile der Wiedergabe vergegenwärtigen (zum Beispiel Zischlaute oder die Position/Breite von [[wpde>Phantomschallquelle]]n) und einprägen. +Eine weitere große Hürde entspringt der Tatsache, dass man keine zwei Dinge gleichzeitig hören und dennoch unterscheiden kann. Zwei Bilder kann man in etwa gleichzeitig sehen, zwei Temperaturen gleichzeitig fühlen, zwei Oberflächen gleichzeitig ertasten usw. Beim Hören sind wir darauf angewiesen, beide Wiedergaben nacheinander / abwechselnd zu hören. Unser akustisches Gedächtnis ([[wpde>Echoisches Gedächtnis]]) ist dabei relativ schwach, den akustischen Sinneseindruck kann man nur für einige Sekunden vollständig behalten, danach verblasst er sehr schnell; als Hilfsmittel kann man sich nur bestimmte Teile der Wiedergabe vergegenwärtigen (zum Beispiel Zischlaute oder die Position/Breite von [[wpde>Phantomschallquelle|Phantomschallquellen]]) und einprägen. 
  
 In der Praxis benötigt man daher einen sehr schnellen Wechsel zwischen den Hörproben, um wirkliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Der ist mitunter gar nicht so einfach zu realisieren, denn das manuelle Umstecken von Komponenten erfordert Zeit; Umschalter sind nicht immer verfügbar.  In der Praxis benötigt man daher einen sehr schnellen Wechsel zwischen den Hörproben, um wirkliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Der ist mitunter gar nicht so einfach zu realisieren, denn das manuelle Umstecken von Komponenten erfordert Zeit; Umschalter sind nicht immer verfügbar. 
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   - **Lautstärke abgleichen:** Da geht keinesfalls nach Gehör! Man benötigt unbedingt ein Pegelmessgerät (umstritten ist, ob Pegelmess-Apps für Smartphones ausreichende Genauigkeit bieten). Beide Vergleichskomponenten müssen exakt die gleiche Lautstärke produzieren (in wissenschaftlichen Blindtests wird ein Unterschied < 0,1 dB gefordert). Der Pegel sollte möglichst mit [[wpde>Rosa Rauschen]] gemessen werden (Audiofiles kann man reichlich im Internet finden).   - **Lautstärke abgleichen:** Da geht keinesfalls nach Gehör! Man benötigt unbedingt ein Pegelmessgerät (umstritten ist, ob Pegelmess-Apps für Smartphones ausreichende Genauigkeit bieten). Beide Vergleichskomponenten müssen exakt die gleiche Lautstärke produzieren (in wissenschaftlichen Blindtests wird ein Unterschied < 0,1 dB gefordert). Der Pegel sollte möglichst mit [[wpde>Rosa Rauschen]] gemessen werden (Audiofiles kann man reichlich im Internet finden).
   - **Umschalter verwenden:** Wie oben bereits dargelegt, lassen sich feine Unterschiede nur mit sehr geringem zeitlichen Verzug ausmachen. Das manuelle Umstecken erfordert oft zu viel Zeit.   - **Umschalter verwenden:** Wie oben bereits dargelegt, lassen sich feine Unterschiede nur mit sehr geringem zeitlichen Verzug ausmachen. Das manuelle Umstecken erfordert oft zu viel Zeit.
 +  - Man darf am Vorgang des Umschaltens (Geräusche, Bewegungen des Helfers, ...) nicht erkennen oder erahnen können, worauf gerade umgeschaltet wird. Der Umschalter sollte daher über eine neutrale Stellung verfügen (=> immer zwei Umschaltgeräusche, auch wenn die Hörprobe gar nicht gewechselt wird).
 +  - Sicherstellen, dass sich beim Umschalten **nur die zu vergleichende Komponente ändert**. Leicht wird übersehen, dass sich beim Umschalten gleichzeitig noch andere Faktoren ändern, beispielsweise ein automatisch zugeschaltetes Surroundprogramm beim Quellenwechsel im AVR.
 +  - Alle **Klangveränderer ausschalten** (Klangregler, Loudness-Taste, DSP, ...), sofern man diese nicht mittesten will.
 +  - **Genau protokollieren** - was wurde in welcher Runde eingestellt, was wurde vom Probanden erkannt. Auch den genauen Testaufbau festhalten (zum Beispiel durch Fotos).
 +  - Vernünftiges Tonmaterial auswählen - insbesondere die meist stark dynamikkomprimierte heutige Rock- und Popmusik (siehe [[wpde>Loudness War]]) lässt Unterschiede oft kaum zutage treten. 
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 +====Methodik====
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 +Grundsätzlich benötigt ein Blindtest eine ausreichende Zahl von Durchgängen. Bei einem einzigen Durchgang weiß man nicht, ob ein Ergebnis nicht zufällig richtig oder falsch geraten wurde. Erst, wenn sich das Ergebnis in einer ausreichenden Vielzahl von Durchläufen wiederholen lässt, kann mit hinreichender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass es nicht zufällig geraten, sondern tatsächlich wahrgenommen wurde. (Zur Zahl der erforderlichen Treffer siehe [[wp>ABX test]])
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 +Es empfiehlt sich, mindestens 10 Runden durchzuführen, besser mehr. Je mehr Runden, desto größer die statistische Sicherheit. Bei zu vielen Runden besteht jedoch die Gefahr der Ermüdung des Probanden; mehr als 15 Runden sollten daher nur mit ausreichend langen Pausen dazwischen durchgeführt werden.
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 +Zum Verfahren in jeder Runde gibt es mehrere Möglichkeiten. Am verbreitetsten ist der **ABX-Test**: Hierzu wird erst die eine Hörprobe gespielt (A), dann die andere Hörprobe (B) und anschließend zufällig eine beliebige von den beiden wiederholt (X). Der Proband muss entscheiden, ob es sich um A oder B handelt. Er darf dabei nicht wissen, was A oder B ist, und A und B sollten von Runde zu Runde ebenso zufällig gewechselt werden (oder eben nicht) wie X.
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 +Andere Varianten sind unter anderem der **AXY-Test** (Erst wird immer A vorgespielt, dann X und Y, entsprechend A und B in zufälliger Reihenfolge, der Proband muss raten, ob X oder Y  A entsprach) oder das vielfache Wiederholen derselben Hörprobe, in das an zufälliger Stelle genau einmal die andere Hörprobe gemischt wird; der Proband muss sagen, an welcher Stelle das passiert ist.
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 +===Übersicht über durchgeführte dokumentierte Blindtests===
  
 +Eine Übersicht über zahlreiche durchgeführte Blindtests und deren Ergebnisse findet sich in diesem Thread: [[http://www.hifi-forum.de/index.php?action=browseT&forum_id=18&thread=1857|Übersicht diverser Blindtests]].
blindtests.1433711973.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/02/06 15:59 (Externe Bearbeitung)