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verstaerker [2015/07/26 20:28] – [Was ist dran am Verstärkerklang?] dadof3verstaerker [2022/02/06 16:07] (aktuell) – Externe Bearbeitung 127.0.0.1
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 Befinden sich Leistungsverstärker und Vorstufe in einem Gerät, so nennt man dieses „**Vollverstärker**“. Dieser Gerätetyp ist im Einsteiger- und Mittelklassebereich fast ausschließlich anzutreffen. In höheren Preisregionen werden Vorstufe und Endstufe oft auch als getrennte Geräte angeboten. Kurioserweise sind reine Vorstufen in der Regel teurer als etwa gleich ausgestattete Vollverstärker, obwohl sie eigentlich nichts anderes sind als Vollverstärker ohne Endstufen. In diesen Fällen ist oft statt einer dedizierten Vorstufe ein Vollverstärker sinnvoller, bei dem man das Signal vor den Endstufen abgreifen kann („Pre-Out“) und so die Endstufen ungenutzt lässt. Befinden sich Leistungsverstärker und Vorstufe in einem Gerät, so nennt man dieses „**Vollverstärker**“. Dieser Gerätetyp ist im Einsteiger- und Mittelklassebereich fast ausschließlich anzutreffen. In höheren Preisregionen werden Vorstufe und Endstufe oft auch als getrennte Geräte angeboten. Kurioserweise sind reine Vorstufen in der Regel teurer als etwa gleich ausgestattete Vollverstärker, obwohl sie eigentlich nichts anderes sind als Vollverstärker ohne Endstufen. In diesen Fällen ist oft statt einer dedizierten Vorstufe ein Vollverstärker sinnvoller, bei dem man das Signal vor den Endstufen abgreifen kann („Pre-Out“) und so die Endstufen ungenutzt lässt.
  
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 Wenn in einem Vollverstärker auch noch ein Tuner für den Radioempfang eingebaut ist, spricht man meist nicht von einem Verstärker, sondern von einem „**Receiver**“. Da die Bedeutung des klassischen Radios abnimmt und stattdessen Internetradio und andere Streamingfunktionen in den Vordergrund rücken, nennt man auch solche Geräte „Receiver“, in der Regel mit einem klärenden Vorsatz: „Netzwerk-Receiver“. Wenn in einem Vollverstärker auch noch ein Tuner für den Radioempfang eingebaut ist, spricht man meist nicht von einem Verstärker, sondern von einem „**Receiver**“. Da die Bedeutung des klassischen Radios abnimmt und stattdessen Internetradio und andere Streamingfunktionen in den Vordergrund rücken, nennt man auch solche Geräte „Receiver“, in der Regel mit einem klärenden Vorsatz: „Netzwerk-Receiver“.
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 +=====Transistorverstärker und Röhrenverstärker=====
 +Technisch betrachtet gibt es heutzutage zwei relevante Verstärkertechnologien: Transistorverstärker und Röhrenverstärker. 
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 +====Transistorverstärker====
 +Kernelement der [[wpde>Transistorverstärker]] sind, nomen est omen, Transistoren, kleine, kompakte Halbleiter, die die Signalverstärkung übernehmen. Transistorverstärker kamen in den 1960er-Jahren auf und verdrängten recht schnell die bis dahin üblichen Röhrenverstärker. Geschätzt weit über 99 % der heute verkauften Audioverstärker sind Transistorverstärker. Sie stecken in praktisch allen AVR und den mit Abstand meisten Stereoverstärkern.
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 +Es existieren verschiedene Betriebsarten, die in der Regel als "Class-" gefolgt von einem oder zwei Buchstaben bezeichnet werden. Die wichtigsten sind Class-A, Class-B, Class-AB (eine Kombination der beiden erstgenannten) und Class-D. (Siehe zum Beispiel [[http://www.fairaudio.de/hifi-lexikon-begriffe/verstaerker-klassifizierungen.html]].)
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 +====Röhrenverstärker====
 +Bei [[wpde>Röhrenverstärker]]n übernimmt eine [[wpde>Elektronenröhre]] die eigentliche Verstärkung, also meist luftleere oder gasgefüllte Glaskolben mit Elektroden. 
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 +Früher waren praktisch alle Audioverstärker Röhrenverstärker. Doch durch die zahlreichen Vorteile der aufkommenden Transistorverstärker wurden sie bis zu den frühen 1970er-Jahre fast vollständig vom Markt verdrängt.
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 +Jedoch ist seit einiger Zeit wieder ein Retrotrend zu beobachten. Insbesondere in der High-End-Szene ist das Angebot an Modellen wieder gestiegen, in Audiozeitschriften, auf HiFi-Messen und in den Verkaufsräumen der Händler befinden sich zunehmend mehr Röhrengeräte, und viele High-End-Fans halten sie für das ultimative Klangerlebnis. 
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 +Subjektiv kann man das individuell so empfinden. Und natürlich verströmen die warm glimmenden Röhren eine Aura der Wärme und Nostalgie, an der man durchaus Freude haben kann. Objektiv-nüchtern betrachtet spricht jedoch sehr wenig für einen Röhrenverstärker, da sie technisch gesehen fast nur Nachteile haben:
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 +  * Röhrenverstärker produzieren im Vergleich zu Transistorverstärkern selbst bei sehr guten Geräten relativ starke Verzerrungen. Aufgrund der Art der Verzerrungen wird deren Klang von Röhrenfans als sehr angenehm empfunden - er wird oft mit Attributen wie "weich", "warm" oder "luftig" beschrieben. Unter der objektiven Zielsetzung der "High-Fidelity", bei der ein Verstärker das Signal möglichst verzerrungsfrei und linear verstärken soll,  sind sie jedoch klar unterlegen.
 +  * Röhrenverstärker haben einen sehr geringen Dämpfungsfaktor, was sich insbesondere in einem unkontrollierten Bass bemerkbar machen kann. 
 +  * Röhrenverstärker sind in ihrer Leistung vergleichsweise begrenzt. Bei geringen Pegelanforderungen oder Lautsprechern mit hohem Wirkungsgrad kann diese natürlich dennoch völlig ausreichen, man ist hier jedoch vergleichsweise eingeschränkt. 
 +  * Die Röhren müssen vor dem Betrieb aufgeheizt werden, was meistens weniger als eine Minute dauert, aber je nach Modell auch einige Minuten dauern kann.
 +  * Der Stromverbrauch ist relativ hoch.
 +  * Die Röhren unterliegen dem Verschleiß. Dieser führt zwar nur selten zum Ausfall der Röhre, aber es verändern sich im Laufe der Zeit die Kennlinien und damit auch der Klang. Will man das verhindern, muss man die Röhren regelmäßig durchmessen (lassen) und bei Bedarf regenerieren oder austauschen.
 +  * Röhren benötigen deutlich mehr Platz als Transistoren. 
 +  * Röhren sind bruchempfindlich. 
 +  * Sichtbare Röhren müssen regelmäßig vorsichtig geputzt werden. 
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 +Zusammenfassend kann man sagen, dass Röhrenverstärker Besitzer mit einem Faible für Nostalgie durchaus Freude machen können, und möglicherweise auch dem einen oder anderen klanglich gut gefallen. Wer aber einfach nur an möglichst klarem naturgetreuem Klang interessiert ist oder ein im Alltag unkompliziertes und pflegeleichtes Gerät sucht, ist mit einem Transistorverstärker besser bedient.
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 =====Stereoverstärker und AV-Receiver===== =====Stereoverstärker und AV-Receiver=====
-Grundsätzlich teilt sich die Welt der Verstärker in zwei Geräteklassen:+Grundsätzlich teilt sich die Welt der Verstärker in zwei Geräteklassen (es gibt noch andere Formen, auch Mischformen, aber diese sind seltener):
   * **Stereoverstärker** sind die klassische Bauform. Sie haben zwei getrennte Kanäle (für einen rechten und einen linken Lautsprecher) und sind für die ausschließliche Wiedergabe von Stereo-Musik ausgelegt (Stereomusik macht geschätzt > 98 % der veröffentlichten Musik aus).   * **Stereoverstärker** sind die klassische Bauform. Sie haben zwei getrennte Kanäle (für einen rechten und einen linken Lautsprecher) und sind für die ausschließliche Wiedergabe von Stereo-Musik ausgelegt (Stereomusik macht geschätzt > 98 % der veröffentlichten Musik aus).
-  * **AV-Receiver** oder kurz **AVR** hingegen können mindestens sechs Kanäle verarbeiten, häufig auch mehr (Oberklasse-AVR bis zu 15). Sie können zudem nicht nur Audio-, sondern auch Videosignale verarbeiten. Aufgrund ihrer Funktionsvielfalt und Komplexität werden sie auf einer eigenen Wiki-Seite beschrieben: [[AV-Receiver]].+  * **[[AV-Receiver]]** oder kurz **AVR** hingegen können mindestens sechs Kanäle verarbeiten, häufig auch mehr (Oberklasse-AVR bis zu 15). Sie können zudem nicht nur Audio-, sondern auch Videosignale verarbeiten. Aufgrund ihrer Funktionsvielfalt und Komplexität werden sie auf einer eigenen Wiki-Seite beschrieben: [[AV-Receiver]].
  
 ====Sind Stereoverstärker besser für Musik?==== ====Sind Stereoverstärker besser für Musik?====
 Dies ist eine oft gestellte und diskutierte Frage im Hifi-Forum. In den sogenannten „[[testberichte|Fachzeitschriften]]“ sowie von Verkäufern wird sehr oft behauptet, AVR seien nur für die Filmwiedergabe oder Mehrkanalmusik geeignet, für Stereomusik erzielten Stereoverstärker weitaus bessere Ergebnisse. Viele Konsumenten kaufen sich daher sogar zwei Verstärker (Stereo und AVR) samt komplizierter Verkabelung oder Umschaltern, um je nach Tonmaterial den einen oder anderen Verstärker zu benutzen. Dies ist eine oft gestellte und diskutierte Frage im Hifi-Forum. In den sogenannten „[[testberichte|Fachzeitschriften]]“ sowie von Verkäufern wird sehr oft behauptet, AVR seien nur für die Filmwiedergabe oder Mehrkanalmusik geeignet, für Stereomusik erzielten Stereoverstärker weitaus bessere Ergebnisse. Viele Konsumenten kaufen sich daher sogar zwei Verstärker (Stereo und AVR) samt komplizierter Verkabelung oder Umschaltern, um je nach Tonmaterial den einen oder anderen Verstärker zu benutzen.
  
-Auch wenn das Thema umstritten ist und einige Leute darauf schwören: Solche Setups sind fast nie sinnvoll. Die oben genannte Behauptung von Zeitschriften und Verkäufern ist zumindest in der meist vorgebrachten Pauschalität ebenso Unsinn. Man kann darüber spekulieren, ob die Behauptung aus Unwissenheit nachgeplappert wird, ob sie auf Erfahrungen aus früheren Zeiten gestützt ist, als tatsächlich manche AVR qualitative Mängel hatten, die beim Musikhören deutlicher zutage traten, oder ob sie dreist aus der Motivation erfolgt, mehr Umsatz machen zu können, weil der Kunde so eventuell zwei Verstärker kauft, bzw. bei Hifi-Händlern, die nicht selten wegen der Innovationsgeschwindigkeit und dem Preisverfall gar keine AVR mehr im Angebot haben, überhaupt einen Verstärker bei ihnen kauft. Gerechtfertigt ist sie jedenfalls nur in Ausnahmefällen.+Auch wenn das Thema umstritten ist und einige Leute darauf schwören: Solche Setups sind fast nie sinnvoll. Die oben genannte Behauptung von Zeitschriften und Verkäufern ist zumindest in der meist vorgebrachten Pauschalität ebenso Unsinn. Man kann darüber spekulieren, ob die Behauptung aus Unwissenheit nachgeplappert wird, ob sie auf Erfahrungen aus früheren Zeiten gestützt ist, als tatsächlich manche AVR qualitative Mängel hatten (und im Billigsegment mitunter auch heute noch haben), die beim Musikhören deutlicher zutage traten, oder ob sie dreist aus der Motivation erfolgt, mehr Umsatz machen zu können, weil der Kunde so eventuell zwei Verstärker kauft, bzw. bei Hifi-Händlern, die nicht selten wegen der Innovationsgeschwindigkeit und dem Preisverfall gar keine AVR mehr im Angebot haben, überhaupt einen Verstärker bei ihnen kauft. Gerechtfertigt ist sie jedenfalls nur in Ausnahmefällen.
  
-Grundsätzlich ändern sich die Anforderungen an einen Verstärker nicht dadurch, dass man Musik statt Filmton verstärken will, erst recht nicht in der Form, dass Stereomusik höhere Ansprüche stellt. Die Dynamik und der Frequenzgang beim Filmton sind bei Actionfilmen anspruchsvoller als bei der meisten heutigen Musik (siehe [[wpde>Loudness_war|Loudness War]]), noch dazu, wenn dieser gleich über 5 oder 7 Kanäle wiedergegeben soll statt nur über zwei. Ein AV-Receiver, der in der Lage ist, fünf oder noch mehr Kanäle in hoher Qualität wiederzugeben, wird dies erst recht auch bei zwei Kanälen tun. Dies gilt insbesondere, weil AVR im Vergleich zur Leistung je Endstufe eine vergleichsweise starke Stromversorgung (Netzteil plus Speicherkondensatoren) benötigen, um für die fünf oder mehr angeschlossenen Lautsprecher ausreichend Strom für die Dynamikspitzen bereitzustellen. Für den Betrieb von nur zwei Lautsprechern ist die Stromversorgung eines AVR daher meist überdimensioniert. Eine ausreichende Stromversorgung ist aber ganz wesentlich für die Fähigkeit des Verstärkers, Lautsprecher in kritischen Bereichen präzise und kraftvoll antreiben zu können, und meistens wichtiger als die nominale Leistung der einzelnen Endstufen. +Grundsätzlich ändern sich die Anforderungen an einen Verstärker nicht dadurch, dass man Musik statt Filmton verstärken will, erst recht nicht in der Form, dass Stereomusik höhere Ansprüche stellt. Die Dynamik und der Frequenzgang beim Filmton sind bei Actionfilmen anspruchsvoller als bei der meisten heutigen Musik (siehe [[wpde>Loudness_war|Loudness War]]), noch dazu, wenn dieser gleich über 5 oder 7 Kanäle wiedergegeben werden soll statt nur über zwei. Ein AV-Receiver, der in der Lage ist, fünf oder noch mehr Kanäle in hoher Qualität wiederzugeben, wird dies erst recht auch bei zwei Kanälen tun. Dies gilt insbesondere, weil AVR im Vergleich zur Leistung je Endstufe eine vergleichsweise starke Stromversorgung (Netzteil plus Speicherkondensatoren) benötigen, um für die fünf oder mehr angeschlossenen Lautsprecher ausreichend Strom für die Dynamikspitzen bereitzustellen. Für den Betrieb von nur zwei Lautsprechern ist die Stromversorgung eines AVR daher meist überdimensioniert. Eine ausreichende Stromversorgung ist aber ganz wesentlich für die Fähigkeit des Verstärkers, Lautsprecher in kritischen Bereichen präzise und kraftvoll antreiben zu können, und meistens wichtiger als die nominale Leistung der einzelnen Endstufen. 
  
 Hinzu kommt, dass heutige AVR in aller Regel über ein [[raumkorrektur|Einmesssystem]] verfügen, das in der Lage ist, den Frequenzgang am Hörplatz leicht zu linearisieren. Bessere Einmesssysteme sind sogar in der Lage, [[Raummoden]] wirksam zu bekämpfen. Diese Technologie beginnt sich bei Stereoverstärkern erst sehr langsam durchzusetzen und ist dort derzeit noch viele tausend Euro teuren Geräten der Luxusklasse vorbehalten. Zwar gefällt nicht jedem das Ergebnis einer solchen Einmessung, aber den meisten schon, und wenn nicht, dann ist es immer noch abschaltbar. Hinzu kommt, dass heutige AVR in aller Regel über ein [[raumkorrektur|Einmesssystem]] verfügen, das in der Lage ist, den Frequenzgang am Hörplatz leicht zu linearisieren. Bessere Einmesssysteme sind sogar in der Lage, [[Raummoden]] wirksam zu bekämpfen. Diese Technologie beginnt sich bei Stereoverstärkern erst sehr langsam durchzusetzen und ist dort derzeit noch viele tausend Euro teuren Geräten der Luxusklasse vorbehalten. Zwar gefällt nicht jedem das Ergebnis einer solchen Einmessung, aber den meisten schon, und wenn nicht, dann ist es immer noch abschaltbar.
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   * Sie haben einen geringeren Wertverlust, da es kaum technischen Fortschritt gibt, während bei AVR fast jedes Jahr technische Neuerungen eingeführt werden.   * Sie haben einen geringeren Wertverlust, da es kaum technischen Fortschritt gibt, während bei AVR fast jedes Jahr technische Neuerungen eingeführt werden.
   * Da sie weniger Bauteile, weniger Technik und weniger Komplexität enthalten, ist das Risiko von Defekten geringer.   * Da sie weniger Bauteile, weniger Technik und weniger Komplexität enthalten, ist das Risiko von Defekten geringer.
 +  * Ihre Ökobilanz ist tendenziell besser als bei einem AVR, da bei diesem
 +    * bei der Herstellung der zusätzlichen Bauteile ein erhöhter Ressourcenverbrauch und
 +    * im Betrieb ein erhöhter Ruhestrombedarf für die ungenutzten Endstufen anfallen.
  
 Umstritten ist, ob AVR klangliche Nachteile aufgrund der komplexen digitalen Signalverarbeitung oder minderwertiger Bauteile haben. Während die digitale Verarbeitung an sich als Ursache aus wissenschaftlicher Sicht weitgehend ausgeschlossen werden kann, sind geringere Qualitätsstandards bei Konstruktion und Fertigung durchaus denkbar. Insbesondere in den Anfangszeiten der AVR gab es hier viele Beschwerden und auch nachweisliche Schwächen bei einigen Geräten. Bei modernen Geräten der großen Markenhersteller (zu denen man die Billigmarke Auna explizit nicht zählen sollte) scheinen solche Schwächen aber weitgehend ausgemerzt zu sein, denn Beschwerden diesbezüglich sind im Hifi-Forum selten geworden. Zumindest kann man nicht von einer generellen Schwäche bei AVR sprechen, denn auch bei Stereoverstärkern gibt es im Billigsegment Fehlkonstruktionen oder Qualitätsmängel. Umstritten ist, ob AVR klangliche Nachteile aufgrund der komplexen digitalen Signalverarbeitung oder minderwertiger Bauteile haben. Während die digitale Verarbeitung an sich als Ursache aus wissenschaftlicher Sicht weitgehend ausgeschlossen werden kann, sind geringere Qualitätsstandards bei Konstruktion und Fertigung durchaus denkbar. Insbesondere in den Anfangszeiten der AVR gab es hier viele Beschwerden und auch nachweisliche Schwächen bei einigen Geräten. Bei modernen Geräten der großen Markenhersteller (zu denen man die Billigmarke Auna explizit nicht zählen sollte) scheinen solche Schwächen aber weitgehend ausgemerzt zu sein, denn Beschwerden diesbezüglich sind im Hifi-Forum selten geworden. Zumindest kann man nicht von einer generellen Schwäche bei AVR sprechen, denn auch bei Stereoverstärkern gibt es im Billigsegment Fehlkonstruktionen oder Qualitätsmängel.
  
 Wer also glaubt, dass ein AVR, der zum Filmegucken angeschafft werden soll, seine Ansprüche für Musik nicht befriedigen könnte, sollte statt eines zusätzlichen Stereoverstärkers besser zu einem höherwertigen und leistungsstärkeren AVR greifen – das ist in der Regel einfacher in der Bedienung und Einrichtung, platzsparender und meist auch billiger. Und selbst Interessenten, die nur Stereomusik hören wollen, können(!) aufgrund der folgenden Vorteile mit einem AVR besser bedient sein: Wer also glaubt, dass ein AVR, der zum Filmegucken angeschafft werden soll, seine Ansprüche für Musik nicht befriedigen könnte, sollte statt eines zusätzlichen Stereoverstärkers besser zu einem höherwertigen und leistungsstärkeren AVR greifen – das ist in der Regel einfacher in der Bedienung und Einrichtung, platzsparender und meist auch billiger. Und selbst Interessenten, die nur Stereomusik hören wollen, können(!) aufgrund der folgenden Vorteile mit einem AVR besser bedient sein:
-  * Ein Einmesssystem kann zu einem lineareren Frequenzgang am Hörplatz führen. +  * Ein [[raumkorrektur|Einmesssystem]] kann zu einem lineareren Frequenzgang am Hörplatz führen. 
   * AVR haben umfangreichere und flexiblere Anschlussmöglichkeiten, vor allem für Digitalquellen.   * AVR haben umfangreichere und flexiblere Anschlussmöglichkeiten, vor allem für Digitalquellen.
-  * Die eingebauten Netzwerkfunktionen erlauben die Nutzung von Internetradio, DLNA-Wiedergabe, Streamingdienste usw. +  * Die eingebauten Netzwerkfunktionen erlauben die Nutzung von Internetradio, DLNA-Wiedergabe, [[Streaming|Streamingdienste]] usw. 
   * Sie lassen sich über Smartphone- oder Tablet-Apps fernbedienen.    * Sie lassen sich über Smartphone- oder Tablet-Apps fernbedienen. 
-  * Das Bassmanagement erlaubt eine wesentlich harmonischere Einbindung von Subwoofern.+  * Das Bassmanagement erlaubt eine wesentlich harmonischere Einbindung von [[subwoofer|Subwoofern]].
   * AVR sind leichter erweiterbar, falls doch einmal auf Mehrkanal gegangen werden soll oder Videoquellen (inkl. Streamingsticks wie Chromecast oder Amazon Fire-TV) wiedergegeben werden sollen.   * AVR sind leichter erweiterbar, falls doch einmal auf Mehrkanal gegangen werden soll oder Videoquellen (inkl. Streamingsticks wie Chromecast oder Amazon Fire-TV) wiedergegeben werden sollen.
  
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 Zusammenfassend kann man sagen, dass ein AVR ohnehin sinnvoll ist, wenn man regelmäßig auch Film- oder Fernsehton wiedergeben will. Soll nur oder fast nur Musik gehört werden, hängt die Entscheidung eher davon ab, ob man ein einfaches, hochwertig anmutendes Gerät haben möchte, das nur die Grundfunktionen beherrscht und vermutlich sehr lange in Benutzung bleibt, oder einen elektronischen Alleskönner mit vielfältigen Anschlüssen und Funktionen (insbesondere ein Einmesssystem), der aber ein weniger wertiges Äußeres bietet und vermutlich in spätestens 10 Jahren zum alten Eisen gehört. Zusammenfassend kann man sagen, dass ein AVR ohnehin sinnvoll ist, wenn man regelmäßig auch Film- oder Fernsehton wiedergeben will. Soll nur oder fast nur Musik gehört werden, hängt die Entscheidung eher davon ab, ob man ein einfaches, hochwertig anmutendes Gerät haben möchte, das nur die Grundfunktionen beherrscht und vermutlich sehr lange in Benutzung bleibt, oder einen elektronischen Alleskönner mit vielfältigen Anschlüssen und Funktionen (insbesondere ein Einmesssystem), der aber ein weniger wertiges Äußeres bietet und vermutlich in spätestens 10 Jahren zum alten Eisen gehört.
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 =====Was ist dran am Verstärkerklang?===== =====Was ist dran am Verstärkerklang?=====
 Im Hifi-Forum gibt es einen Anfang 2008 gestarteten Thread [[http://www.hifi-forum.de/viewthread-108-7738.html|In welchem Maße gibt es Verstärkerklang?]], der sieben Jahre später nach 26401 Beiträgen endgültig geschlossen wurde. Ein Konsens konnte nie erzielt werden, die Diskussionen drehten sich zum Schluss immer nur im Kreis, und die gestellte Frage wird wohl nie abschließend beantwortet werden können. Im Hifi-Forum gibt es einen Anfang 2008 gestarteten Thread [[http://www.hifi-forum.de/viewthread-108-7738.html|In welchem Maße gibt es Verstärkerklang?]], der sieben Jahre später nach 26401 Beiträgen endgültig geschlossen wurde. Ein Konsens konnte nie erzielt werden, die Diskussionen drehten sich zum Schluss immer nur im Kreis, und die gestellte Frage wird wohl nie abschließend beantwortet werden können.
  
-Das Thema ist umfangreich und komplex, daher soll hier nur zusammenfassend ein Statement wiedergegeben werden, dem sich wohl die weit überwiegende Mehrheit der erfahrenen Nutzer im Hifi-Forum anschließen kann: **Wenn es überhaupt hörbare Unterschiede zwischen verschiedenen Verstärkern gibt, die für den Anwendungsfall genügend leistungsfähig und laststabil sind, nicht grob fehlkonstruiert wurden und auch keine Ausnahmetechnologien wie zum Beispiel Röhren verwenden, dann sind diese vernachlässigbar gering** (natürlich nur, solange nicht gezielt Klangveränderer wie Bassregler, Loudnesstasten oder [[raumkorrektur|Einmesssysteme]] benutzt werden). All die Schwurbeltexte aus den [[Testberichte]]n, die angeblich tiefe Bühnenstaffelung, die konturierten Timbres bei Männerstimmen, die Luftigkeit der Streicher und weitere Floskeln, die dort beschrieben werden, erreicht man mit jedem hinreichend leistungsfähigen Verstärker gleichermaßen, egal, ob er 200 € oder 2.000 € oder noch viel mehr kostet. Die von Verkäufern, Freunden und Kollegen zugeraunten Geheimtipps, dass Yamahas eher hell klingen oder Rotels besonders warm oder was auch immer: Vergesst sie! Es gibt keine hell, dunkel, warm oder kalt klingenden Verstärker+Das Thema ist umfangreich und komplex, daher soll hier nur zusammenfassend ein Statement wiedergegeben werden, dem sich wohl die überwiegende Mehrheit der regelmäßigen Nutzer im Hifi-Forum anschließen kann: **Wenn es überhaupt hörbare Unterschiede zwischen verschiedenen Verstärkern gibt, die für den Anwendungsfall genügend leistungsfähig und laststabil sind, nicht grob fehlkonstruiert wurden und auch keine Ausnahmetechnologien wie zum Beispiel Röhren verwenden, dann sind diese vernachlässigbar gering** (natürlich nur, solange nicht gezielt Klangveränderer wie Bassregler, Loudnesstasten oder [[raumkorrektur|Einmesssysteme]] benutzt werden). All die Schwurbeltexte aus den [[Testberichte]]n, die angeblich tiefe Bühnenstaffelung, die konturierten Timbres bei Männerstimmen, die Luftigkeit der Streicher und weitere Floskeln, die dort beschrieben werden, erreicht man mit jedem hinreichend leistungsfähigen Verstärker gleichermaßen, egal, ob er 200 € oder 2.000 € oder noch viel mehr kostet.  
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 +Die von Verkäufern, Freunden und Kollegen zugeraunten Geheimtipps, dass Yamahas eher hell klingen oder Rotels besonders warm oder was auch immer: Vergesst sie! Es gibt (fast) keine hell, dunkel, warm oder kalt klingenden Transistorverstärker 
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 =====Welchen Verstärker brauche ich?===== =====Welchen Verstärker brauche ich?=====
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 Die gute Nachricht: Dass es Verstärkerklang praktisch nicht oder wenigstens fast nicht gibt, vereinfacht die Entscheidung ungemein. (Die Hifi-Industrie einschließlich der Zeitschriften hasst übrigens Einfachheit, denn man kann viel besser verdienen, wenn das Thema möglichst kompliziert bleibt. Ein Grund übrigens, warum [[Testberichte]] nicht die Bohne als Entscheidungshilfe geeignet sind.) Die gute Nachricht: Dass es Verstärkerklang praktisch nicht oder wenigstens fast nicht gibt, vereinfacht die Entscheidung ungemein. (Die Hifi-Industrie einschließlich der Zeitschriften hasst übrigens Einfachheit, denn man kann viel besser verdienen, wenn das Thema möglichst kompliziert bleibt. Ein Grund übrigens, warum [[Testberichte]] nicht die Bohne als Entscheidungshilfe geeignet sind.)
  
-Die schlechte Nachricht: Es bleibt dennoch nicht trivial. Denn neben den offensichtlichen Entscheidungskriterien Ausstattung, Design und haptische wie technische Qualität ist die Leistung ein ganz wesentliches Entscheidungskriterium. Wer aber nun glaubt, er müsse hierfür nur die Wattzahlen vergleichen, der täuscht sich. Warum, und was man tun kann, wird auf der Seite [[leistung|Welche Leistung brauche ich?]] beschrieben.+Die schlechte Nachricht: Es bleibt dennoch nicht trivial. Denn neben den offensichtlichen Entscheidungskriterien Ausstattung, Design und haptische wie technische Qualität ist je nach Lautsprecher und gewünschtem Maximalpegel die Leistung ein ganz wesentliches Entscheidungskriterium. Wer aber nun glaubt, er müsse hierfür nur die Wattzahlen vergleichen, der täuscht sich. Warum, und was man tun kann, wird auf der Seite [[leistung|Welche Leistung brauche ich?]] beschrieben.
  
  
  
  
verstaerker.1437935311.txt.gz · Zuletzt geändert: 2022/02/06 16:01 (Externe Bearbeitung)