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Raumkorrektursysteme

Als Raumkorrektursysteme bezeichnet man elektrische oder elektronische Komponenten, die dazu dienen, den Einfluss des Hörraums auf den Schall, der am Ohr des Hörers ankommt, teilweise zu kompensieren. Wenn die Parameter für eine solche Korrektur aufgrund von Messungen automatisch ermittelt werden, spricht man auch von einem Einmesssystem.

Wozu Raumkorrektur?

Wenn man einmal von den komplett schalltoten Räumen in Audiolaboren absieht, gibt es in praktisch jedem Hörraum zahlreiche Reflexionen, die dazu führen, dass nicht nur der Direktschall die Ohren erreicht, sondern eine Mischung aus Direktschall und Reflexionsschall.

Dies führt zum einen zu meist sehr deutlichen Verfärbungen aufgrund der frequenzabhängig unterschiedlichen Reflexionseigenschaften der Wände, Böden, Decken und Möbel und zum anderen zu zeitlichen Verzerrungen, da Reflexionsschall immer einen weiteren Weg zurücklegt als der Direktschall, und bei nicht absolut symmetrischen Räumen zu Unterschieden zwischen rechtem und linken Kanal führen kann.

Hinzu kommen Raummoden, die zu einer starken Anhebung bestimmter Frequenzen vor allem im Bassbereich führen.

Neben dem Einfluss des Raums spielt auch die Aufstellung eine Rolle, die in vielen Fällen, vor allem in Mehrkanalsetups, wegen räumlicher Notwendigkeiten oder optischer Anforderungen vom klanglichen Ideal abweicht, so dass Lautsprecher unterschiedlich weit vom Ohr des Hörers entfernt sind.

Im Ergebnis ist der Schall, der in einem solchen Raum am Ohr des Hörers ankommt, je nach Raum und Aufstellung weit von „High Fidelity“ entfernt. Da helfen auch die teuersten und nobelsten Lautsprecher, Verstärker und Zuspieler nicht mehr. Ideal ist es daher, die Akustik des Raumes zu optimieren. Wenn das nicht geht oder aus optischen oder finanziellen Gründen nicht gewünscht ist, können Raumkorrektursysteme einige der Symptome lindern.

Raumkorrektursysteme versuchen, das Signal, das an die einzelnen Lautsprecher geht, elektronisch so zu verändern, dass die oben geschilderten Einflüsse ausgeglichen werden. Hierzu werden je nach System ein oder mehrere der folgenden Parameter verändert:

  • Frequenzverlauf (Dämpfung oder Verstärkung bestimmter Frequenzbereiche)
  • Zeitverzögerung (zum Beispiel Verzögerung des Signals vom Subwoofer gegenüber den Frontlautsprechern)
  • Gesamtpegel je Lautsprecher
  • Optimierung der Impulsantwort

Welche Systeme gibt es?

Die ersten Raumkorrektursysteme waren die grafischen Equalizer, die es bereits seit vielen Jahrzehnten gibt. Auch schon einfache Klangregler können rudimentär zur Raumkorrektur eingesetzt werden, sind jedoch für befriedigende Ergebnisse viel zu grob.

Bedeutend erweitert wurden die Möglichkeiten erst dank der Digitalisierung. Ein digitaler Signalprozessor bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Signalveränderung, die mit analogen Mitteln nicht denkbar wären.

Im groben kann man drei verschiedene Systemkategorien unterscheiden:

  1. Standalone-Geräte, die nur der Signalveränderung dienen. Sie müssen an geeigneter Stelle zwischen Zuspieler und Endverstärker eingeschleift werden. Beliebte Geräte sind zum Beispiel MiniDSP, Antimode und Behringer DEQ2496. Das Einschleifen in die Hauptkanäle ist bei Nutzung von Vollverstärkern und mehreren daran angeschlossenen Zuspielern nur möglich, wenn dieser auftrennbar ist, also man das Signal der Vorstufe noch vor dem Lautstärkeregler abgreifen und ein Raumkorrektursystem einschleifen kann (leider sind solche Verstärker kaum noch zu bekommen). Recht gut lassen sich Standalone-Geräte aber an einem AVR vor einem aktiven Subwoofer einsetzen; die kleineren Antimode-Modelle sind speziell für diesen Einsatzzweck gebaut worden.
  2. Softwarelösungen, die ohne eigene Hardware funktionieren, sondern auf einem Computer laufen. Nachteil dieser Systeme ist, dass der Computer zugleich die Signalquelle sein muss. Eine Verwendung mit CD-Spielern etc. ist nicht möglich. Zu den bekanntesten Systemen zählen Dirac Live und Acourate.
  3. Integrierte Systeme, die in einem Verstärker, einer Vorstufe oder einem AV-Receiver eingebaut sind. Bei AV-Receivern sind Raumkorrektursysteme heutzutage Standard, in Stereogeräten sind sie hingegen noch selten zu finden und vergleichsweise teuer, auch wenn hier in den letzten Jahren einige neue Geräte mit Raumkorrektursystemen hinzugekommen sind.)

Zudem gibt es Systeme, die manuell eingestellt werden müssen, und solche, die sich automatisch einstellen. Richtig angewendet sorgen manuelle Einstellungen für die besten Ergebnisse; hierfür benötigt man aber einiges an Know-How und eigenes Messequipment; Einsteiger sollten daher auf automatische Systeme zurückgreifen, die man auch als Einmesssysteme bezeichnet.

Einmesssysteme

Bei Einmesssystemen werden die nötigen Parameter für die Raumkorrektur anhand von Mikrofonmessungen automatisch ermittelt. Bei AV-Receivern wird ein geeignetes Mikrofon in der Regel mitgeliefert, bei anderen Systemen muss es teilweise separat erworben werden.

Das Mikrofon wird bei der Einrichtung an einer oder mehreren Stellen im Raum positioniert (im Wesentlichen der Haupthörplatz oder die wichtigsten Hörpositionen) und es werden mehrere Testtöne über die Anlage abgespielt. Das Mikrofon zeichnet den Schall auf, und diese werden von einem Programm mit dem Sollzustand verglichen. Daraus werden dann Korrekturfilter berechnet, die bei der späteren Wiedergabe zur Anwendung kommen.

Neben den zuvor genannten Punkten Frequenzgang. Pegel und Zeitverzögerung berechnen AVR aus diesen Daten auch die optimalen Trennfrequenzen zwischen Subwoofer und Satelliten (hier ist eine manuelle Anpassung aber meist sinnvoll).

Einmesssysteme in AV-Receivern

Die Hersteller der Receiver verwenden entweder ein eigenes System oder kaufen ein lizenziertes System. Die Systeme unterscheiden sich teils deutlich im Resultat und in der Güte sowie der Möglichkeit der Nachkorrektur.

Eigenentwicklungen:
  • MCACC (Pioneer)1)
  • YPAO (Yamaha)
  • AccuEQ (Onkyo, seit ca. 2013)
  • ACR (Anthem)
Herstellerunabhängige Systeme
  • Audyssey (zu finden bei Marantz / Denon, bis 2013 auch Onkyo)
  • Dirac Live (zu finden bei Arcam / JBL, NAD, Emotiva)

Umfangreiche Infos und einen Vergleich über die Einmesssysteme findet man hier im Hifi-Forum.

Vor- und Nachteile von Raumkorrekturen

Dass Raumkorrektursysteme einen signifikanten Einfluss auf den Klang haben, ist (anders als bei vielen anderen Komponenten wie Verstärkern, CD-Spielern, Kabeln usw.) unumstritten.

Ob dieser Einfluss gut oder schlecht ist, darüber besteht weniger Einigkeit. Wichtig ist, die möglichen Vor- und Nachteile zu kennen und für sich zu bewerten.

Vorteile:

  1. Gute Raumkorrektursysteme sorgen unbestreitbar in aller Regel (normale Wohnräume) für einen lineareren Frequenzgang am Hörplatz.
  2. In Mehrkanalsystemen oder schlecht aufgestellten Stereosystemen wird die Zeitkohärenz der Kanäle verbessert.
  3. Gute Systeme wie zum Beispiel Audyssey XT32 können Raummoden recht wirkungsvoll bekämpfen und sorgen so für präziseren und weitgehend dröhnfreien Bass.
  4. Die Einmesssysteme sind auch für Einsteiger relativ einfach zu bedienen (auch wenn man einiges falsch machen kann!) und erlauben daher auf einfache Weise Optimierungen ohne viel Know-How, ohne großen zeitlichen und finanziellen Aufwand und ohne Veränderungen am Raum.

Nachteile/Grenzen:

  1. Ein Raumkorrektursystem kann nicht alle Unzulänglichkeiten des Raumes ausbügeln. Reflexionen und Nachhall lassen sich nur mit physischen Mitteln bekämpfen. Ein akustisch optimierter Raum ist immer besser (und macht eine Raumkorrektur im Idealfall überflüssig.)
  2. Der lineare Frequenzgang gefällt nicht jedem. Manche mögen einfach etwas mehr Oberbass oder zurückgenommene Mitten. Wer sich seine Lautsprecher nach solchen Hörvorlieben ausgesucht hat, kann die Linearisierung möglicherweise als Verschlechterung empfinden. (In diesem Falle helfen aber anpassbare Systeme wie YPAO oder Dirac Live.)
  3. Einige Anwender lieben auch ihre Raummoden, vor allem bei Filmen, wo es mit Raummoden bei schwachen Subwoofern mehr rumpelt.
  4. Einige Anwender beklagen Beeinträchtigungen der Raumabbildung bei Stereo.
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